Quid pro quo! Aber wie?

Methodenvorstellung

Der Rechtsgrundsatz «dies für das», wonach eine angemessene Gegenleistung zu erbringen ist, findet auch im Lebensraumschutz Anwendung. Kann die Beeinträchtigung eines Schutzinteresses nicht vermieden werden und ist eine Wiederherstellung nicht möglich, so ist entsprechend Ersatz zu leisten. Doch wie ist dieser Ersatz zu bemessen? Wie sieht die angemessene Gegenleistung aus?

Die präsentierte Methode schliesst eine Lücke und ermöglicht erstmals eine spezifische Quantifizierung des Ersatzbedarf in aquatischen Lebensräumen. Dabei werden Wasserpflanzen als Indikatorstruktur genutzt, um das Ausmass des Eingriffs abzuleiten. Methoden für die Ersatzberechnung im terrestrischen Bereich sind für die Situation in untergetauchten Uferbereichen nicht geeignet.

Ersatzbedarf bei Eingriffen in schutzwürdige aquatische Lebensräume (Umweltrecht in der Praxis, URP 7, 2021). PDF

Methodenbeschrieb zur Bemessung und Umsetzung des Ersatzbedarfes bei Konzessionserneuerungen / Neukonzessionierung von (Hafen-)Anlagen in stehenden Gewässern. Basierend auf den Auswirkungen auf die Ufer- und Unterwasservegetation. PDF

Nichts gegen die Froschperspektive

Wir mögen Frösche und würden uns niemals über deren Untersicht lustig machen. Wenn es aber darum geht, für ein grösseres Gebiet die Übersicht zu erhalten, dann ist uns die Vogelperspektive lieber. Insbesondere die Perspektive der «Wasseramsel 1», unserer Drohne.

Die seeseitige Schilffront am Zugersee wird alle zwei Jahre vermessen und kartographisch dargestellt. Um die Bestandesentwicklung des Schilfgürtels zu erfassen kam dabei 2019 erstmals die Nahbereichsfernerkundung zum Einsatz, also die Datenerfassung mit einer Drohne. Die Auswertung mittels Photogrammetrie-Software und Geografischem Informationssystem erlaubt eine präsize und effiziente Vermessung der Schilffront. Doch sind es auch die weiteren Möglichkeiten der Auswertung, welche für diese Vorgehensweise sprechen. Die hochauflösenden Orthofotos und das digitale Oberflächenmodell, welche generiert wurden, erlauben die Erhebung einer ganzen Reihe von weiteren Parametern. Erosions- und Depositionsprozesse, Vegetationsindizes oder das Vorkommen von invasiven Neophyten sind einige der Aspekte, welche mit dem notwendigen Hintergrundwissen und einem geschulten Auge beurteilt werden können. Dem ökologischen Monitoring bieten sich so ganz neue Möglichkeiten.

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Bei der Planung und Durchführung solcher Aufnahmen ist es sehr wichtig, Störungen von empfindlichen Arten zu vermeiden. Aufnahmezeitpunkt und -dauer sowie weitere Parameter der Befliegung sind daher sorgfältig zu wählen. Und auch die notwendige Rücksichtsnahme auf Erholungssuchende ist angezeigt. Werden diese Aspekte berücksichtig ist eine Aufnahme mit Drohne weit weniger «invasiv» als herkömliche Vermessungsmethoden.

Weiterführende Links:

 

Beispieldarstellung hochaufgelöst:

Auf Artenjagd mit MESAV+

Nein, bei MESAV+ handelt es sich nicht um eine neuartige Waffe. Es ist die Methodik zur Erhebung der Wasserpflanzen- und Seegrundverhälnisse. Wenn es darum geht, neue Arten nachzuweisen, kann sie jedoch als Schützenkönigin bezeichnet werden.

Da hat es in den letzten drei Jahren gleich x-Mal eingeschlagen. Zuerst zwei Fliegen mit einer Methode, äh, Klappe: Chara denudata (Nackte Armleuchteralge, DD) und Tolypella glomerata (Knäuel-Armleuchteralge, EN) im Zürichsee wieder entdeckt! Im Folgejahr erneut zwei Volltreffer mit Chara tomentosa (Geweih-Armleuchteralge, VU) an zwei Standorten. Alle drei Arten wurden entweder noch nie in diesem Gewässer festgestellt oder sie wurden seit mehr als 70 Jahren nicht mehr nachgewiesen.

Nitella mucronata (Stachelspitzige Glanzleuchteralge, EN) wurde im Zürich-Obersee «entdeckt».

Und die Erfolgsmeldungen beschränken sich dabei nicht auf den unteren Zürichsee, auch im Obersee konnten jüngst drei Arten wiederentdeckt werden: Nitella mucronata (Stachelspitzige Glanzleuchteralge, EN), Nitella syncarpa (Verwachsenfrüchtige Glanzleuchteralge, EN) und Nitella opaca (Dunkle Glanzleuchteralge, VU). Alle diese Arten weisen einen Rote Liste Status auf, ihr Nachweis ist deshalb besonders wertvoll.

Lange verschollen und nun also wieder da! Nur systematische Untersuchungen haben das Potenzial, mit Zuverlässigkeit sehr seltene Arten (wieder) zu entdecken. Und der Nachweis von wieder auftretenden Characeen-Arten im Zürichsee ist bedeutend. Es ist ein biologischer Nachweis für die Gesundung des grossen Sees, welcher nach einer langen Phase der überhöhten Nährstoffbelastung wieder Lebensraum für empfindliche Wasserpflanzen bieten kann.


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